Muttermund: Wie ertasten und wann ist er geöffnet?
Der Muttermund hat viele wichtige Aufgaben: Er schützt die Gebärmutter vor Keimen, ist ein Indiz für fruchtbare Tage und der Grad seiner Öffnung gibt den Geburtsfortschritt an. Doch wie lernt man, die Körpersignale richtig zu deuten?
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Artikelinhalte im Überblick:
- Was ist der Muttermund?
- Muttermund ertasten
- Muttermund in der Schwangerschaft
- Muttermund bei der Geburt
Was ist der Muttermund?
Das untere Ende des Gebärmutterhalses (Zervix) wird als Muttermund oder Ostium uteri bezeichnet. Der äußere Muttermund ragt in die Scheide hinein und ist von der sogenannten Portio umgeben, dem Übergangsbereich zwischen Gebärmutter und Scheide. Der innere Muttermund öffnet sich zur Gebärmutterhöhle hin. Bei Frauen, die noch kein Kind zur Welt gebracht haben, sieht der äußere Muttermund aus wie ein Grübchen. Nach einer Geburt hat er die Form eines quergestellten Spalts.
Der Gebärmutterhals fungiert als Schranke zwischen Scheide und innerer Gebärmutter: Durch das Absondern eines zähflüssigen Schleims (Zervixschleim) verschließt er den Muttermund und verhindert so, dass Bakterien hindurchdringen. An unfruchtbaren Tagen ist genau diese Konsistenz auch dafür verantwortlich, dass es die Spermien zu schwer haben, in die Gebärmutter zu gelangen. An fruchtbaren Tagen ist der Schleim dünnflüssig und die Spermien können leicht aufsteigen, um ein Ei zu befruchten.
Muttermund ertasten und fruchtbare Tage erkennen
Wann sind meine fruchtbaren Tage? Jede Frau mit Kinderwunsch stellt sich diese Frage, um schnell und stressfrei schwanger zu werden. Da sich der Muttermund an den fruchtbaren Tagen verändert, kann er im Rahmen der natürlichen Familienplanung (NFP) tatsächlich als Hinweis dienen.
Die Selbstuntersuchung des Muttermundes sollte allerdings nicht als alleinige Bestimmungsmethode der fruchtbaren Tage herangezogen werden. Nicht jede Frau kann die Veränderungen gleich gut wahrnehmen. Sie sind auch davon abhängig, ob eine Frau schon einmal entbunden hat oder nicht.
Den Muttermund abzutasten kann aber zusammen mit anderen Körpersignalen zur Bestimmung der fruchtbaren Tage dienen. Nach der symptothermalen Methode (Rötzer-Methode) werden dazu Beobachtungen des Temperaturanstiegs und der Veränderungen des Zervixschleims kombiniert durchgeführt.
Manche Frauen haben vielleicht durch das regelmäßige Einsetzen einer Menstruationstasse schon erste Erfahrungen mit dem Muttermund gesammelt.
Muttermund abtasten – so gehts
Um den Zustand zu überprüfen, können Sie Ihren Muttermund selbst ertasten. Direkt nach der Menstruation sollten Sie damit beginnen, ihn täglich einmal in der gleichen Position zu untersuchen. Führen Sie dazu ein bis zwei saubere Finger – liegend mit angezogenen Beinen, in der Hocke oder mit einem Bein auf einem Stuhl stehend – in die Vagina ein.
Wie fühlt sich der Muttermund an?
Unmittelbar nach der Menstruation: Jetzt ist der Gebärmutterhals geschlossen. Er fühlt sich hart an und ragt tief in die Scheide hinein.
Vor den fruchtbaren Tagen: Steigt der Östrogenspiegel im Verlauf des Zyklus und rückt der Eisprung näher, verändert sich die Beschaffenheit des Muttermundes: Er wird weicher und verlagert sich weiter nach oben.
Nach dem Eisprung: Ist der Eisprung vorüber, schließt er sich wieder und wird hart. Nach drei Tagen mit geschlossenem, harten Muttermund beginnen die unfruchtbaren Tage.
Muttermund in der Schwangerschaft
Hat es mit dem Schwangerwerden geklappt, spielt der Muttermund wieder eine wichtige Rolle. Um während der Schwangerschaft das Eindringen von Keimen in die Fruchthöhle zu verhindern, ist er ab jetzt fest verschlossen.
Tritt während der Schwangerschaft eine Gebärmutterhalsschwäche auf, bedeutet dies, dass sich der Muttermund vorzeitig verkürzt und öffnet. Damit es nicht zu einer Frühgeburt kommt, wird die Länge des Gebärmutterhalses nun streng überwacht und die werdende Mutter muss sich ausreichend schonen. Eine sogenannte Cerclage (Engerstellen des Muttermundes) oder ein kompletter Muttermundverschluss durch Zunähen kommen in solchen Fällen ebenfalls als Therapie infrage.
Muttermund bei der Geburt: Wann ist er wie weit geöffnet?
Bei der Geburt wird dem Muttermund viel Aufmerksamkeit geschenkt, denn seine Öffnung zeigt an, wie weit fortgeschritten die Geburtsphasen sind. Wie weit der Muttermund geöffnet ist und ob es nun mit der Geburt losgeht, wird bei der Ankunft im Krankenhaus kontrolliert. Die Muttermundweite geben Arzt*Ärztin oder Hebamme in Zentimetern an.
Erstes Anzeichen: Löst sich am Ende der Schwangerschaft ein Schleimpfropf, ist dies ein Anzeichen für die bevorstehende Geburt. Denn der Muttermund hat sich jetzt schon leicht geöffnet und wird nicht mehr von diesem Pfropfen abgedichtet.
Eröffnungsphase: In dieser Geburtsphase wird der Muttermund durch die sogenannten Eröffnungswehen schrittweise um weitere Zentimeter geöffnet. Dies geschieht durch die Kontraktionen der Gebärmutter (Wehen): Sie sorgen dafür, dass sich der untere Teil der Gebärmutter zurückzieht (Retraktion) und somit verkürzt. Der Kopf des Kindes rutscht tiefer und der Muttermund dehnt sich aus (Delatation). Die Phase endet mit der vollständigen Öffnung des Muttermunds auf zehn Zentimeter. Wenn eine Wehenschwäche besteht oder der Gebärmutterhals nicht ausreichend weich ist, kann es zu einer verzögerten Muttermundöffnung kommen, die den Geburtsverlauf stört.
Austreibungsphase: Wenn der Muttermund – möglicherweise bis auf eine verbliebene Muttermundslippe – vollständig geöffnet ist, setzt bei der Gebärenden Pressdrang ein und sie beginnt häufig instinktiv, aktiv mitzuschieben. In dieser sogenannnten Austreibungsphase wandert das Kind immer tiefer durch den Geburtskanal Richtung Ausgang. Am Ende der Austreibungsphase ist das Kind geboren.